, 24.08.2016

Michael Conlan

Michael Conlan wurde als erster Ire Amateur-Weltmeister im Boxen. Bei Olympia rechnete er mit einer Medaille. Doch er wurde von dem Russen Nikitin sowie den Kampfrichtern im Viertelfinale gestoppt! (Bildquelle)

Vergangenen Sonntag gingen die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro zu Ende. Getrübt wurde Olympia unter anderem durch die Teilnahme der unter Doping-Generalverdacht stehenden Athleten aus Russland. Zahlreiche Sportler aus Russland durften an den Spielen teilnehmen, obwohl man dem Land staatlich organisiertes Doping hatte nachweisen können. Auch bei den Box-Wettkämpfen gab während der zwei Wochen viele Diskussionen und vermeintliche Skandale. Nachweislich hatten zahlreiche Ring- und Kampfrichter mehrere krasse Fehlurteile gefällt. Überraschend oft auch zugunsten von russischen Boxern. Viele Sportwetter verloren Geld durch die falschen Entscheidungen. Der irische Buchmacher Paddy Power schlug sich zumindest bei einer Fehlentscheidung auf die Seite seiner Kunden. Paddy Power erklärte einen irischen Boxer nachträglich zum Sieger und zahlte alle Wetten auf ihn aus.

 

Im Viertelfinale des olympischen Boxturniers traf der Ire Michael Conlan, der bei Olympia 2012 Bronze gewonnen hatte, im Bantamgewicht auf den Russen Vladimir Nikitin. Conlan dominierte den Kampf gegen den Russen eigentlich durch alle drei Runden. Nikitin war nach dem Kampf schwer gezeichnet und blutete stark. So gut wie alle Zuschauer und Experten waren sich sicher: Der Sieg geht klar an den Iren. Doch die Kampfrichter hatten es anders gesehen. Alle drei werteten die erste und die letzte Runde gegen Conlan. Nach einem einstimmigen Urteil für Nikitin zog der Russe ins Halbfinale ein.

Conlan explodiert und lässte seinem Frust freien Lauf

Danach explodierte Michael Conlan und lies seinem Frust freien Lauf. Er wetterte gegen den Amateur-Weltverband AIBA (Amateur International Boxing Association). Nach seiner Niederlage sagte der Ire vor den laufenden Kameras des Senders RTÉ Sport, einem Nachrichtensender aus seiner Heimat:

“Ich werde niemals wieder für die AIBA boxen. Sie sind Betrüger. Sie bezahlen jeden. Es ist mir egal, dass ich im Fernsehen fluche. Das sind betrügerische Bastarde. Es ist bekannt, dass sie Betrüger sind. Sie werden immer Betrüger sein. Das Amateurboxen stinkt von der Basis bis zur Spitze. Ich war im ersten Gang und habe ihm die Ohren abgeboxt. Habt ihr sein Gesicht gesehen? Er hatte überall Cuts. Die AIBA ist ein Trümmerhaufen. Mein Traum ist zerstört, ich bin in meinem tiefsten Herzen auch zerstört. Ich denke, das Boxen ist tot! Es geht nur darum, wer mehr Geld bezahlt. Wer den größten Einfluss hat, gewinnt.”

Später legte Conlan via Twitter noch mal nach, indem er den russischen Präsidenten Wladimir Putin fragte, wie viel Geld ihn dieser Sieg gekostet habe.

 

Der Russe Nikitin hatte sich im Kampf gegen Conlan zudem so schwer an der Hand verletzt, dass er zu seinem Halbfinale nicht mehr antreten konnte. Doch das war natürlich kein Trost für Conlan, der im vergangenen Jahr mit dem Gewinn der Goldmedaille bei den Weltmeisterschaften in Katar, Irlands erster Amateur-Weltmeister im Boxen geworden war. Irland musste somit das erste Mal seit 2004 die Olympischen Spiele ohne eine Medaille beim Boxen beenden.

Buchmacher Paddy Power tröstet Wetter, die auf Conlan gesetzt hatten

In Form von Buchmacher Paddy Power kam wenigstens etwas Trost für die Sportfans daher, die auf Conlan gesetzt hatten. Der Buchmacher erklärte nun nach Olympia, dass er alle Wetten auf die Goldmedaille für Conlan auszahlt. Auch wer bei Conlan auf eine Silbermedaille, eine Bronzemedaille oder auch nur den Sieg im Viertelfinale gegen den Russen gewettet hatte, bekam seine Wette als gewonnen ausbezahlt. Paddy Power sprach von Gerechtigkeit für den Diebstahl.

 

Ein Sprecher von Paddy Power sagte auf dem Blog des Buchmachers:

“Die ganze Sache stinkt. Sie stinkt zum Himmel! Wir fühlen mit Michael Conlan nachdem er seines regulären Sieges beraubt wurde. Das ganze Land stand hinter ihm. Viele Wetter haben auf ihn gesetzt. Und nachdem er auch wie jeder sehen konnte gewonnen hat, ist es nur fair, wenn wir die Wetten auf ihn als Sieger auszahlen.”

Korruption im olympischen Boxsport?

Die Jury-Entscheidung im Conlan-Kampf war nicht die erste kontroverse Entscheidung bei den Spielen von Rio. Im Box-Finale der Schwergewichte hatten alle gesehen wie der Kasache Wasili Levit den Russen Jewgeni Tischtschenko klar besiegt hatte. Doch die drei Kampfrichter entschieden auch hier anders. Einen Tag vor der fragwürdigen Entscheidung gegen Conlan, war bei den Damen Katie Taylor, die 2012 in London Gold gewonnen hatte, überraschenderweise gegen Mira Potkonen ausgeschieden. Auch hier sah alles nach einem Sieg von Taylor aus. Doch die Kampfrichter hatten es anderes gesehen. Der Guardian hatte bereits am 1. August, also vor Beginn der Spiele, in einem ausführlichen Artikel über die Korruption im olympischen Boxsport berichtet.

 

Nach mehreren krassen Fehlurteilen zog der Box-Weltverband AIBA dann eine ungenannte Zahl an Ring- und Kampfrichtern von den Spielen in Rio de Janeiro ab. Laut der AIBA seien weniger als eine Handvoll an Entscheidungen nicht auf dem erwarteten Niveau getroffen worden. Der Verband hatte die 239 Kämpfe überprüft, die bis zum 17. August stattgefunden hatten. Die Ergebnisse der beanstandeten Duelle blieben jedoch gemäß der AIBA-Regeln bestehen.

Computer-Statistik besagt: Trefferquote von Nikitin war besser

Ob das Urteil beim Kampf Conlan gegen Nikitin wirklich eine Fehlentscheidung war, bleibt unklar. Die amerikanischen und in dem Fall eigentlich unabhängigen Box-Statistiker von CompuBox hatten nach dem Urteil den Kampf unter die Lupe genommen. Ihr Ergebnis lautete: Conlan hatte öfter geschlagen und getroffen als Nikitin. Aber: Der Russe war bei der Trefferquote effektiver und kam in der ersten Runde öfter durch als Conlan.

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