, 08.10.2017

Stephen Paddock in einer Bar

Bei dem Täter handelt es sich um den 64-jährigen Stephen Paddock aus Nevada. (Bildquelle)

Am 1. Oktober 2017 hat der 64-jährige Stephen Paddock aus Nevada für eine der größten Tragödien in der Geschichte der USA gesorgt. In Las Vegas tötete der Rentner mindestens 59 Menschen und verletzte 527 weitere. Seine Tat hat die höchste Opferzahl durch Schusswaffeneinsatz eines Einzeltäters in der Kriminalgeschichte der Vereinigten Staaten gefordert. Immer mehr Details zur den schrecklichen Ereignissen gelangten dieser Tage an die Öffentlichkeit. Das Motiv des Täters ist nach wie vor unklar. Obwohl der IS die Tat für sich reklamiert, gibt es laut FBI keine Anhaltspunkte für eine Verbindung des Täters zu der radikal islamistischen Terrorgruppe. Dies bestätigt auch der Bruder des 64-Jährigen. Stephen Paddock soll zurückgezogen gelebt und keinen Kontakt zu politischen oder religiösen Gruppierungen gehabt haben.

 

Stephen Paddock hatte weitere Festivals im Visier

Wie jetzt ans Licht kommt, hatte Stephen Paddock auch andere Musikfestivals als möglichen Tatort ins Auge gefasst. So soll er sich Zimmer und Wohnungen in Las Vegas Downtown angesehen haben. Wie Polizeichef Joe Lombardo bekannt gab, soll er schließlich über die Online-Plattform Airbnb ein Zimmer in einem mehrgeschossigen Gebäude gemietet haben, von dem aus das Gelände des „Life is beautiful“-Festival einsehbar gewesen sein soll. Das Festival hatte vom 22. bis 24. September stattgefunden. Zuvor soll er bereits ein Hotelzimmer in Chicago mit Blick auf das im August gestiegene „Lollapalooza“-Festival gebucht haben. Bisher gebe es allerdings keine Hinweise darauf, dass sich Paddock zum Zeitpunkt des Festivals tatsächlich in der Stadt aufhielt. Präsident Donald Trump ist mittlerweile ebenfalls nach Las Vegas gereist, lobte den Einsatz der vielen Helfer und sprach den Angehörigen der Opfer seine Solidarität aus.

 

42 Waffen und Sprengstoff im Auto

In Stephen Paddocks Hotelzimmer im 32. Stock des Mandalay Bay Hotels und seinem Haus in Mesquite in Nevada soll die Polizei insgesamt 42 Waffen sichergestellt haben. Andere Quellen sprechen sogar von 47 Schussgeräten. Über die Hälfte davon sollen im Hotelzimmer des Angreifers gewesen und zu Maschinengewehren umgebaut worden sein. Bei der Fahndung nach dem Auto des 64-Jährigen wurden außerdem 23 kg Sprengstoff und weitere 1.600 Schuss Munition in dem Fahrzeug gefunden. Dieser Umstand schließt auch die Möglichkeit einer geplanten Autobombe nicht aus. Obwohl Stephen Paddock als Einzeltäter eingestuft wird, schließt die Polizei zum gegenwärtigen Zeitpunkt einen Komplizen nicht aus. Die Tat sei derart minutiös vorbereitet gewesen, dass man davon ausgehen müsse, dass Paddock an irgendeinem Punkt der Planung und Vorbereitung Hilfe gehabt haben muss, sagte die Polizei.

 

Kommt jetzt das Waffenverbot für die USA?

Waffe mit Bump-Stock

Waffe mit Bump-Stock (Bildquelle)

Der Angriff hat die Diskussion um die Verfügbarkeit und den Zugang zu Waffen im Land erneut angeheizt. Musiker und Stars wie Lady Gaga und Ariana Grande sowie zahlreiche Bürger fordern strengere Waffengesetze. Ein Zugeständnis von Regierung und Parteien, auch der Republikaner, könnte das Verbot von sogenannten „Bump Stocks“ darstellen. Dabei handelt es sich um bestimmte Umbauvorrichtungen, die es ermöglichen, Halbautomatikwaffen zu Automatikwaffen umzubauen. Automatikwaffen sind für den Privatgebrauch in den USA verboten. Stephen Paddock hatte bei seinem Angriff einen solchen „Bump Stock“ benutzt. Die National Rifle Association, kurz NRA, signalisierte zwar teilweise Dialogbereitschaft, ein Waffenverbot in den USA steht jedoch nach wie vor außer Frage. In einem Statement stellte die NRA dies unmissverständlich klar:

„Gesetzestreuen Amerikanern auf Grundlage eines Verbrechens durch einen Verrückten die Waffen zu verbieten, wird nicht dazu beitragen, zukünftige Angriffe zu verhindern.“

Die NRA hatte außerdem den Wahlkampf von Donald Trump unterstützt. Trumps Vorgänger Barack Obama war seinerzeit am anhaltenden Widerstand der Republikaner im Kongress gescheitert, eine Verschärfung des Waffengesetzes durchzusetzen.

 

Stephen Paddock wollte sich nicht umbringen

Die Präparierung seines Hotelzimmers lässt darauf schließen, dass der Schütze seinen Suizid nicht von Anfang an geplant habe, sagte Polizeichef Joe Lombardo. Nicht nur die Vorbereitung seiner Tat soll er akribisch verfolgt, sondern auch einen Fluchtplan entworfen haben. So soll Stephen Paddock mehrere Kameras installiert haben, die ihm den Blick auf den Hotelflur ermöglichten. Auf diese Weise konnte er seine Fluchtmöglichkeiten überblicken und einschätzen. Erst als die Lage aus seiner Sicht aussichtslos erschien und die Polizei den Raum stürmte, richtete er die Waffe gegen sich selbst. In seinem Zimmer sollen die Beamten außerdem einen Zettel mit Notizen des Schützen gefunden haben. Über seinen Inhalt ist noch nichts bekannt. MGM Resorts, Eigentümer des Mandalay Bay, hat indes 3 Millionen Dollar an den Hilfsfond für die Opfer des Attentats gespendet. Damit steigt der gesammelte Betrag gegenwärtig auf 8,5 Millionen Dollar.

 

Der Vater ein gesuchter Bankräuber

Stephen Paddock lebte mit seiner Freundin zurückgezogen in einer Seniorenresidenz in der Wüste Nevadas. Er war zweimal geschieden und blieb kinderlos. Er besuchte die Universität von Kalifornien. Im Laufe seiner Karriere arbeitete Paddock in unterschiedlichen Jobs als Buchhalter, Wirtschaftsprüfer und Gebäudemanager. Auch besaß er einen Piloten- sowie Jagdschein. Paddocks Kindheit war hingegen weniger glücklich. Sein Vater, zu dem weder er noch seine drei Brüder Kontakt pflegten, war in den 1960er Jahren ein gesuchter Bankräuber auf der Fahndungsliste des FBI. Paddock selbst verfügte hingegen über keinerlei Vorstrafen. Zu seinen beiden älteren Geschwistern soll er keinen Kontakt mehr gehabt haben. Sein jüngerer Bruder Eric Paddock erklärte gegenüber der Polizei:

„Er war ein wohlhabender Mann. Er hat gerne Videopoker gespielt und mochte Kreuzfahrten. Unserer Mutter hat er sogar Kekse geschickt.“

Sein älterer Bruder Bruce soll seinen Bruder in einem Interview sogar als millionenschweren Immobilieninvestor beschrieben haben. So soll der 64-Jährige 27 Immobilien in mehreren Bundestaaten besessen und vermietet haben. Sein Bruder Eric erklärte darüber hinaus, Stephen Paddock habe sich immer aufopferungsvoll und finanziell um ihn und ihre pflegebedürfte Mutter gekümmert.

 

Der Immobilienmillionär liebte Glücksspiel

Stephen und sein Bruder Eric Paddock

Stephen (rechts) und Eric Paddock (Bildquelle)

Eric Paddock, der Bruder des Täters, nannte Glücksspiel, vor allem Poker, als eines der Hobbies seines Bruders. Vor seinem Amoklauf soll Paddock Überweisungen im Wert von mehreren Zehntausend Dollar getätigt haben. Ob es sich dabei um Gewinne oder Verlust gehandelt hat, ist noch unklar. Es sei allerdings bekannt, dass er mitunter Beträge zwischen 10.000 und 30.000 Dollar am Tag gesetzt habe. Auch seiner Freundin Marilou Danley war 64-Jährige in einem Casino begegnet. In Reno hatten sich Danley als Angestellte und Paddock als Spieler kennengelernt. Als Stephen Paddock gegen 22:08 Uhr das Feuer eröffnete befanden sich rund 22.000 Festivalbesucher in Sichtweite seines Hotelzimmers im Mandalay Bay Hotel & Casino. Die Distanz hat etwa 360 m betragen. Wenige Stunden vorher soll er noch im Casino gespielt haben.

 

Freundin des Täters wusste von nichts

Marilou Danley, die 62-jährige Lebensgefährtin von Stephen Paddock, sagte den Beamten gegenüber, nichts von den Plänen ihres Freundes gewusst geschweige denn geahnt zu haben. Danley hielt sich zum Zeitpunkt der Schüsse auf den Philippinen, ihrem Heimatland, auf. Sie ist jedoch australische Staatsbürgerin und gilt nicht als verdächtig. Mit dem Ticket auf die Philippinen hatte ihr Partner sie überrascht. Vor seinem Angriff hatte Paddock außerdem aus noch unbekannten Gründen eine Summe von 100.000 US-Dollar auf das Konto seiner Freundin überwiesen. Möglicherweise soll das Geld zur Absicherung ihrer Familie auf den Philippinen gedient haben. Auf ihren Partner angesprochen, beschrieb Marilou Danley ihn als freundlichen, liebevollen, stillen Mann. Bekannte nennen den Mörder von Las Vegas ebenfalls ruhig und unauffälligen, sein Bruder sogar intelligent und erfolgreich. Andere Medien zitieren Nachbarn, die ihn als mürrisch und unfreundlich empfanden. Wieder andere erinnern sich an ihn als „sehr freundlich“.

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