eSports Wetten: Bringt die Zukunft mehr Regulierung des Marktes?

eSports Wetten boomen und haben sich in den letzten fünf Jahren rasant entwickelt. Anleger, Unternehmer und berühmte Persönlichkeiten investieren in die Branche. Doch wie bei jedem schnell wachsenden Geschäftsbereich ist es auch bei eSports Wetten wichtig, Kontrollinstanzen zur Vermeidung von Korruption einzurichten. Kritiker stellen bereits die Glaubwürdigkeit von eSports Wetten in Frage. Wird der Markt in Zukunft mehr Regulierung erfahren und wie sieht die Zukunft von Wetten auf Computerspiele aus?

Rund um eSports Wetten gab es in jüngster Zeit immer wieder Schlagzeilen. Zum einen kam es zur weitreichenden Spielmanipulationen, die Absprachen zwischen Wettmachern und eSports Organisationen einschlossen (wir berichteten). Zum anderen warben prominente YouTube Stars in ihren Videos für ihre eigenen Glücksspielseiten, ohne auf den Interessenkonflikt aufmerksam zu machen (wir berichteten). Inzwischen haben nahezu alle Beteiligten einschließlich der Spieleentwickler strenge Maßnahmen ergriffen, um Spieler an der Teilnahme an eSports Wetten zu hindern.

Valve zeigt Initiative bei der Regulierung von eSports Wetten

Ein Großteil des unregulierten Glücksspiels rund um Computerspiele und eSports schließt den Handel mit sogenannten Skins ein. Mit Skins lassen sich Gegenstände im Spiel wie Waffen optisch verändern. Für eSports Wetten und Glücksspiel hatten sich Skins zu einer Art virtuellen Währung entwickelt. Valve, Anbieter der populären Spieleplattform Steam und Hersteller von Computerspielen wie Counter-Strike, hat jetzt eine Wartezeit eingebaut. Nach jeder Transaktion von Skins müssen die beteiligten Händler warten, bis sie ihren virtuellen Gegenstand erhalten. Dadurch lässt sich in Zukunft eine Manipulation des Marktes verhindern, und der Zeitfaktor erschwert Wetten. Zusätzlich hat Valve ein Update zum Handel mit Spiel-Gegenständen veröffentlicht. Darin distanziert sich das Unternehmen von jeglichen Glücksspielseiten und erklärt die Verwendung einer Steam Programmierschnittstelle zur eindeutigen Identifizierung von Spielern für Glücksspielzwecke für illegal. Gleichzeitig hat Steam Unterlassungsaufforderungen an entsprechende Internetseiten verschickt.

eSports Wetten Anbieter CSGOLounge und Dota2Lounge geschlossen

Nach der Implementierung dieser Einschränkungen durch Valve sahen sich CSGOLounge und Dota2Lounge gezwungen, ihre eSports Wetten drastisch einzuschränken. Die beiden Internetseiten bieten eine Wettgemeinschaft rund um die Multiplayer-Spiele Counter-Strike: Global Offensive (kurz: CS:GO) und Dota2. Die Gemeinde hatte die Schließung bereits erwartet. Am 17. August 2016 verkündeten beide eSports Wettanbieter die Schließung. Viele andere Seitenbetreiber folgten dem Beispiel. Etliche Wettseiten und Glücksspielangebote sind aber nach wie vor aktiv.

Eingriff durch die UK Gambling Commission

Im August 2016 beschäftigte sich auch die Glücksspielaufsicht in Großbritannien mit virtuellen Währungen, eSports Wetten und Glücksspiel in sozialen Netzwerken. In einem vorgestellten Diskussionspapier ging es um die möglichen Risiken, zukünftige Probleme und Möglichkeiten der Regulierung und des Spielerschutzes. Das Papier beschreibt virtuelle Währungen, Glücksspiel- und Wettanbieter sowie auferlegte Einschränkungen und Regulierungsmaßnahmen. Damit wird die Haltung der UK Gambling Commission gegen eSports Wetten und Glücksspiel klar: “Es ist die Auffassung der Kommission, dass die Regulierung von eSports Wetten sich von keinem anderen Ereignis unterscheidet, auf das Wetten abgeschlossen werden können.”

Glücksspiel nur mit Lizenz

Gemäß dem Diskussionspapier entsprechen die Risiken von eSports Wetten denen aller anderen Sportarten auch, einschließlich des Risikos von Betrug und Spielmanipulation sowie übermäßigem Glücksspiel. Ebenso warnt die britische Glücksspielaufsicht unlizenzierte Glücksspielanbieter vor den rechtlichen Folgen. Mehr als 100 Glücksspiel- und Wettseiten ohne Konzession wurden bereits angeschrieben und aufgefordert, ihr Angebot für britische Spieler einzustellen. Einige Anbieter leisteten der Aufforderung Folge, andere wurden durch Zahlungsanbieter blockiert und einige Betreiber leisten noch Widerstand. Die britische Glücksspielkommission stellt klar, dass Anbieter von Glücksspiel und eSports Wetten auch eine Lizenz benötigen. Ansonsten drohen rechtliche Schritte und Strafverfolgung.

Wer trägt die Schuld an der Spielmanipulation für eSports Wetten?

Die Existenz von eSports Wetten und einem entsprechenden Glücksspielangebot hat wesentlich zur Spielmanipulation beigetragen. eSports Profis, Sponsoren und andere Beteiligte konnten bei einzelnen Matches oder Turnieren auch gegen sich selbst wetten, was einen klaren Interessenkonflikt darstellt.

Bei einem CS:GO Match beispielsweise verlor die Mannschaft iBuyPower mit Absicht, um die Auslosung der nächsten Turnierphase zu beeinflussen. In der Folge wurden viele Spiele gesperrt. Jedoch sind die Spieler nicht die Alleinverantwortlichen für die Korruptionsskandale. eSports Profis können legal ein Vermögen mit ihren Erfolgen verdienen. Doch an der Spitze ist nur Platz für wenige. In den allermeisten Ligen können professionelle Gamer nicht genug erwirtschaften, um als eSports Profis einen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Kontrolle und Regulierung können Manipulation einschränken

Im Falle von CSGOLounge und Dota2Lounge war es aufgrund der Größe der Seiten und des Gesamtaufkommens an eSports Wetten auf alle möglichen Partien und Veranstaltungen unmöglich, die einzelnen Aktivitäten und Bedingungen genau unter die Lupe zu nehmen. Das Fehlen einer effektiven Kontrolle und entsprechender Mechanismen ermutigte Spieler, sich einen Vorteil zu verschaffen. Richard Lewis, ein eSports Analyst, betont die Bedeutung von Regulierung und Überwachung der Wettanbieter:

“Wie ich bereits in der Vergangenheit erklärt habe spreche ich mich für regulierte eSports Wetten aus, die auf einer Linie liegen mit den entsprechenden Gesetzen der jeweiligen Länder. Auch wenn CSGOLounge dem Spiel CS:GO zu einem breiten Publikum verholfen hat, so hat das Angebot dennoch nie diesen regulierten Status erreicht und stattdessen ganz eigene Probleme aufgeworfen.”

Auch bei SportRadar vertritt man eine ähnliche Meinung. Das Unternehmen bietet Software an, die Spielmanipulation und Betrug verhindern und erkennen soll. Außerdem tritt Sportradar als Dienstleister für regulierte Buchmacher auf und unterstützt die Electronic Sports League und die eSports Integrity Coalition mit Workshops und Analysen. Ein Sprecher für SportRadar schildert die Position des Unternehmens wie folgt:

“Wir sind der Auffassung, dass Wetten mit Skins wie sie in der Vergangenheit und immer noch abgeschlossen werden, gefährlich sind. Der unregulierte Markt schützt weder Spieler noch Minderjährige. Wir glauben, dass eSports ein kommender und wachsender Markt sind und daher in einem regulierten und verlässlichen Rahmen stattfinden sollten. Wer Spiele manipuliert nutzt natürlich Wettbetreiber, um Profite zu erwirtschaften. Aber gemäß unserer Erfahrung kann eine entsprechende Aufsicht Betrüger abschrecken. Workshops und Informationen für Spieler und Teilnehmer spielen ebenfalls eine Rolle bei der Unterbindung von Spielmanipulation.”

Was bringt die Zukunft der eSports Wetten?

Sowohl Wachstum als auch Beliebtheit in der eSports Branche sind unaufhaltsam. Damit sind auch eSports Wetten und Glücksspiel auf dem Vormarsch und stellen einen wichtigen Aspekt dar, mit dem sich die eSports Industrie auseinandersetzen muss, um einen gangbaren Weg in die Zukunft zu finden. Richard Lewis fasst die Aussichten der Branche wie folgt zusammen:

“Mit Blick auf die Zukunft kann ich sagen, dass viele regulierte und legale Wettanbieter ihre Dienste auch in der eSports Gemeinschaft anbieten wollen. Dadurch kann Glücksspiel durch Minderjährige unterbunden werden und eine Überprüfung der Wetten und Spielabläufe kann erfolgen. In einem regulierten Markt wetten die Spieler auf verantwortungsvolle Weise. Es ist ein weiter Weg, aber Besserung wird sich einstellen, wenn wir eSports Wetten mit Skins hinter uns lassen und uns auf das Angebot regulierter Unternehmen einstellen.”