eSport Wetten auf Counter-Strike Partien sind ein unreguliertes Milliardengeschäft

, April 28, 2016

Counter-Strike: Global Offensive Logo

Counter-Strike: Global Offensive Logo (Quelle: Steam)

Rund um das beliebte Computerspiel Counter-Strike: Global Offensive ist eine eSport Gemeinde entstanden, die mit Wetten auf den Ausgang von Turnierpartien Milliarden umsetzt. Der Publisher Valve verdient am unregulierten Markt kräftig mit. Dabei sind die illegalen eSport Wetten besonders unter Jugendlichen beliebt, die so an Glücksspielgesetzen vorbei einen Zugang zu Sportwetten gefunden haben.

eSport Hit Counter-Strike: Global Offensive

Beim Videospiel Counter-Strike: Global Offensive (kurz CS:GO) schlüpfen Spieler in die Rolle von Terroristen und Widerstandskämpfern und treten gegeneinander an. Aus Online Turnieren ist ein Mannschaftssport entstanden, durch den CS:GO zu den Top eSport Spielen aufgestiegen ist. Weltweit sind rund um die Uhr etwa 380.000 Gamer im virtuellen Gefecht. Global Offensive ist bereits die vierte Ausgabe in der Reihe des Shooters, jedoch war der Titel im Erscheinungsjahr 2012 nur von mäßigem Erfolg gekrönt. 2013 legte Valve mit einer Spielerweiterung nach und führte eine alles verändernde Neuerung ein. Das Arms Deal Update brachte sogenannte Weapon Skins, digitale Verzierungen, mit denen sich das Aussehen der Waffen im Spiel verändern lässt. Die Skins sind im Spiel käuflich erhältlich und haben einen Geldwert.

Vom Zocker zum Waffenhändler

eSport Wetten mit CS:GO Weapon Skins

eSport Wetten nutzen Weapon Skins als Parallelwährung (Quelle: Counter-Strike Blog)

Käufe im Spiel sind zwar nicht neu, doch Valve baute die Möglichkeit zum Handel ein. Skins können getauscht werden und auch durch den Verkauf in echtes Bargeld umgewandelt werden. In der Ankündigung des Updates versprach Valve CS:GO Spielern den „Nervenkitzel eines Waffenschwarzmarkts.“ Der Vergleich war nicht ernst gemeint und traf die Sache doch genau auf den Kopf. In den folgenden zwei Jahren nach dem Waffenhandel Update stieg die Zahl der Counter-Strike Spieler um 1.500 Prozent. Dabei besteht die Anziehungskraft nur zu einem Teil im eSport Aspekt des Spiels. CS:GO ist vor allem wegen des entstandenen Wettmarktes so beliebt. Die Spieler erstehen die Skins für echtes Geld und nutzen dann die Tauschbörse, um Wetten auf den Ausgang von Turnierpartien abzuschließen. Aufgrund des florierenden Marktes ist es kein Problem, jede erstandene Trophäe wieder in Bargeld einzulösen, sodass diese Art von eSport Wetten faktisch mit echtem Geld stattfindet.

Valve verdient kräftig mit an eSport Wetten

Der Publisher Valve profitiert ordentlich von der Beliebtheit des digitalen Waffenhandels und konnte seit Erscheinen von CS:GO durch 21 Millionen abgesetzte Titel und digitale In-Game Käufe allein 567 Millionen US-Dollar Umsatz verzeichnen. Dazu kommt die Beteiligung am Tauschgeschäft. Schätzungen zufolge haben im Jahr 2015 drei Millionen Spieler eSport Wetten auf Spielausgänge abgeschlossen und damit 2,3 Milliarden US-Dollar bewegt. Valve kassiert bei jeder Transaktion 15 Prozent. Dass sich der Charakter von Counter-Strike: Global Offensive dadurch völlig verwandelt hat, nimmt man billigend in Kauf. Mit den Worten von Moritz Maurer, eSport Vorstand der Sportwettaufsicht SportIM:

Bei Counter-Strike geht es nicht mehr um das Spiel an sich. Alles dreht sich um Wetten und Gewinne.

Illegale Sportwetten

Unregulierte Sportwetten sind illegal, und nach der Einschätzung von US Anwälten zählen dazu auch eSport Wetten mit Skins. Zwar geht Valve gegen Manipulation und Betrug im Spiel selbst vor, um faire Partien zu garantieren. Doch der Handel und das Wettgeschäft mit der quasi Alternativwährung finden ohne Einschränkung statt. Während Gesetzgeber ohnehin mit der Regulierung von Online Sportwetten hinterherhinken, ist der Handel mit Skins abstrakt genug und durch das eigentliche Spielgeschehen abgeschirmt, sodass die Behörden den Milliardenmarkt bislang nicht auf dem Schirm haben.

eSport Wetten unter Jugendlichen beliebt

Das Wetten auf Counter-Strike Matches ist dabei natürlich auch bei der eigentlichen Zielgruppe des Spiels besonders beliebt. Jugendliche im durchschnittlichen Alter von 16 Jahren, die vom Gesetz eigentlich vom legalen Glücksspiel ausgenommen sind, zocken und wetten ungehindert. Die Internetseite CSGO Lounge ist zum größten Treffpunkt der Wettgemeinde geworden und genießt sogar die Unterstützung durch Valve. Während Computerspiele mit virtuellen Gegenständen, die einen realen Gegenwert haben, längst keine Seltenheit mehr sind, ist Valve dennoch Vorreiter: Der Publisher erlaubt auch Drittanbietern wie CSGO Lounge die Einrichtung von Marktplätzen. Dadurch sind sogar Casino ähnliche Seiten entstanden, die Glücksspiele wie Lotterien oder Roulette mit CS:GO Skins als Währung ermöglichen. Aus den jugendlichen Gamern, die sich die Zeit mit ein paar Runden Gelegenheitsballern bei Counter-Strike vertrieben, sind Glücksspieler geworden, die vorrangig nur noch am Wettaspekt des Spiels interessiert sind.
Digitale Währungen sind ein wesentlicher Bestandteil von Computerspielen. Um Spieler eng an die virtuellen Welten zu binden, gestalten die Hersteller Kauf und Tausch virtueller Gegenstände als wesentliches Element. Selbst auf dem Spieleportal Steam, das als Vertriebsplattform für Softwarehersteller fungiert und Gamern als soziales Netzwerk dient, hat Valve sogenannte Items integriert, die sich freispielen lassen und einen Geldwert haben. Um die unterschiedlichen Währungen digitaler Wirtschaftswelten vernetzen zu können, hat Valve in der Vergangenheit sogar die Hilfe des griechischen Wirtschaftswissenschaftlers Yanis Varoufakis gesucht.

eSport Wetten konkurrieren mit regulierten Sportwetten

Die Veranstalter von Turnieren für professionelle Computerspieler und eSport Ereignissen sind rege am Wettgeschäft interessiert und gewinnen die digitalen Buchmacher als Sponsoren. Während die Branche der traditionellen Sportwetten um Konzessionen und Legalisierung kämpft, entziehen sich die eSport Wettbetreiber bislang der gesetzlichen Regulierung. CS GO kann pro Monat 38 Millionen Seitenbesucher verzeichnen und rangiert unter den 700 beliebtesten Internetseiten der Welt. Nach Aussage der Sportwettenaufsicht SportIM setzen Zocker im Schnitt 134.000 US-Dollar pro Match, in einigen Fällen sogar deutlich mehr.

Manch anerkannter und lizenzierter Sportwettenbetreiber kann von solchen Zahlen nur Träumen. Durch das Anwachsen der eSport Spiele bieten inzwischen sogar traditionelle Buchmacher Wetten auf die Computerspiele. Solange der Schwarzmarkt aber floriert, werden die Millionen dort umgesetzt.