, 02.11.2017

Ministerin Tracey Crouch für Digitales, Kultur, Medien und Sport

Ministerin Tracey Crouch und ihr Team haben Empfehlungen zur Regelung von FOBTs vorgelegt. (Bildquelle)

Sie ist da. Die lang erwartete Entscheidung der britischen Regierung zum Umgang mit den umstrittenen fixed-odds betting terminals, kurz FOBTs. Glücksspielgegner, Initiativen und Parteien im Vereinigten Königreich fordern schon seit langem eine Reduzierung der erlaubten Wetteinsätze und es scheint, als wolle nun auch die Regierung nachziehen. Im Bericht sagte Ministerin Tracey Crouch eine Reduzierung der Wettbeträge auf eine Grenze zwischen 2 und 50 Pfund zu. Letzterer Betrag wäre im Interesse der meisten Buchmacher, während die Labour Party wesentlich niedrigere Grenzen fordert. Am wahrscheinlichsten scheint zurzeit jedoch ein Betrag zwischen 20 und 30 Pfund. Aktuell können Spieler an den Terminals alle 20 Sekunden 100 Pfund setzen, also 300 Pfund in der Minute. Zur Debatte steht auch, ob die Intervalle angepasst werden, in denen ein neuer Einsatz platziert werden kann. Pro Wettbüro sind zurzeit vier Maschinen zugelassen. Der Bericht und seine Empfehlungen wurden ursprünglich bereits für Juni erwartet, verzögerten sich jedoch durch die außerplanmäßig angesetzten Neuwahlen von Premierministerin Theresa May.

 

Spielerschutz und Sozialverantwortung sind Priorität

Der Bericht des Ministeriums für Digitales, Kultur, Medien und Sport findet sich unter dem Titel „Consultation on proposals for changes to Gaming Machines and Social Responsibility Measures“ auf der Regierungswebseite des Landes. Auf 62 Seiten und in sieben Kapiteln befasst sich Ministerin Tracey Crouch mit den drei Hauptthemen der Debatte: FOBTs, Online Glücksspiel und Glücksspielwerbung in der Öffentlichkeit. Man haben sich für die Glücksspielbranche vor allem zum Ziel gesetzt, ein Gleichgewicht zwischen verantwortungsvollem Wachstum und Spielerschutz  zu erreichen. Einige der wichtigsten Eckpunkte des Berichts sind:

Online Casinos: Betreiber werden aufgefordert, Maßnahmen zum Spielerschutz schneller und effektiver voranzutreiben und beispielsweise mehr Selbstsperr-Systeme anzubieten. Der diesbezügliche Fortschritt soll kontrolliert werden.

Werbung: Die zulässige Anzahl an TV-Werbespots blieb unberücksichtigt. Stattdessen könnten Anbieter Werbung zukünftig mit Preisen von bis zu 7 Millionen Pfund bezahlen.

Therapieangebote: Die spezialisierten Fachkliniken für die Behandlung von Spielsucht im Land sollen ausgebaut werden. Beratungs- und Bildungsangebote sollen vergrößert werden. Zur Finanzierung könnte eine Pflichtabgabe für Glücksspielfirmen eingeführt werden.

Grundsätzlich soll vor allem das Ziel einer sozialverantwortlichen Geschäftsführung ohne das Eingreifen der Regierung erreicht werden.

 

Schutz für sozial schwache Bevölkerungsschichten und Gegenden

Als Gründe für die Kürzung wird seitens des Ministeriums der große potenzielle Schaden genannt, den FOBTs Spielern zufügen können. In wenigen Minuten könnten Kunden an den Maschinen mehr Geld verlieren, als sie im Monat verdienten. Ein derart hoher Verlust könne sich fatal auf eine Person und ihr Umfeld auswirken. Die Aussicht, auf der anderen Seite in kurzer Zeit einen beträchtlichen Gewinn zu erhalten, begünstigt darüber hinaus die Erkrankung an Spielsucht. Laut einem Bericht der UK Gambling Commission weist fast jeder zweite Terminal-Spieler (43 %) bereits ein problematisches Spielverhalten auf oder läuft Gefahr, ein solches zu entwickeln. Dieses Szenario trifft vor allem auf sozial- und einkommensschwache Menschen zu, die als besonders gefährdet gelten, ein problematisches Spielverhalten zu entwickeln. In der Diskussion rund um die Geräte hatten Kritiker wiederholt angeführt, Buchmacher richteten ihr Angebot gezielt auf bestimmte Bevölkerungsgruppen- und vor allem Wohngegenden oder Viertel aus, die hauptsächlich von Migranten bewohnt werden oder in denen eine hohe Arbeitslosenrate herrscht.

 

Buchmacher erleichtert, Labour enttäuscht

Das Ergebnis des Berichts fällt aus Sicht vieler Buchmacher großzügiger aus als erwartet. Der geschäftlich gesehen schlimmste Fall hätte eine Reduzierung auf einen einstelligen Betrag dargestellt. Die Association of British Bookmakers hatte bereits gewarnt, dass eine solche Grenze den Verlust von 20.000 Arbeitsplätzen sowie empfindliche Steuereinbußen für den Staat zur Folge haben könnte. Mit den zu erwartenden 20 bis 30 Pfund nährt die Regierung zwar die Hoffnung der Buchmacher, bleibt jedoch weit hinter den Erwartungen der Gegenseite zurück. Die Labour Party und ihr stellvertretender Parteivorsitzender Tom Watson nannten den Report „zutiefst enttäuschend“. Nicht nur die Zahlen, auch die lange Verzögerung sind und waren der Partei ein Dorn im Auge. Unter seiner Regierung, so Watson, würden Maximaleinsätze von 2 Pfund gelten sowie ein Verbot von Glücksspielwerbung bei Fußballspielen und auf den Trikots der Spieler eingeführt. Paddy Powers Noch-CEO Breon Corcoran hatte in einem von vielen anderen Buchmachern stark kritisierten Schreiben ebenfalls für eine Reduzierung der Einsatzgrenzen plädiert. Um dem durch die Terminals verursachten und anhaltenden Imageschaden der Branche vorzubeugen, sei es nötig, Einsätze zu kürzen und sich für Spielerschutz stark zu machen.