, June 29, 2017

Mülltüte auf einer Straße

In Glasgow sind Spielerdaten von Ladbrokes in einer Mülltüte entsorgt worden. (Bildquelle)

Dem britischen Buchmacher Ladbrokes ist ein Fauxpas unterlaufen, der weitreichende Konsequenzen für das Image des Unternehmens haben könnte. Vor einer Filiale in Glasgow waren auf der Straße vertrauliche Unterlagen mit Daten von gesperrten Spielern aufgetaucht. Die Dokumente sollten offenbar entsorgt werden. Anstelle einer sachgerechten Vernichtung nach firmeninternen und gesetzlichen Vorgaben wurden die Papiere jedoch von einem Passanten in einer Mülltüte gefunden. Die britische Glücksspielbehörde untersucht jetzt, inwieweit bei Ladbrokes Datenschutzrichtlinien eingehalten werden.

 

Spielerdaten in Mülltüte entsorgt

Auslöser für das Aufmerksamwerden der Gambling Commission war der Fund einer Mülltüte mit entsorgten Papieren von Ladbrokes-Kunden. Die Unterlagen enthielten personenbezogene Daten zu Spielern, die über das zentrale Sperrsystem der Insel eine Spielsperre gegen sich erwirkt hatten. Zu den erfassten Informationen gehören die Namen der Spieler, ihre Adresse sowie ein Foto. Auch der Grund für ihre Selbstsperre ist vermerkt. Bankverbindungen und Details zur ihrer Wetthistorie werden jedoch nicht notiert. Normalerweise müssen solche sensiblen Daten sicher gespeichert und nach einer gewissen Zeit im Einklang mit den Datenschutzrichtlinien vernichtet werden. Dabei muss vor allem die Anonymität der Spieler gewährleistet sein. Ladbrokes verfährt bei der Datenvernichtung normalerweise nach einem filialübergreifenden System.

 

Britische Sperrdatei leidet unter Vorfall

Das anbieterübergreifende britische Sperrsystem trägt den Namen Moses (multi-operator self-exclusion scheme) und wurde 2016 eingeführt. Moses stellt eine Ergänzung zu den firmeninternen Sperrsystemen der einzelnen Anbieter dar und wird von der Regulierungsbehörde Senet Group verwaltet. Es bietet Personen mit problematischem Spielverhalten die Möglichkeit, sich über ein Foto bei mehreren Anbietern gleichzeitig sperren zu lassen. Auf diese Weise entsteht eine Sperre für die Dauer von einem Jahr, die für diesen Zeitraum nicht widerrufen werden kann. Diese sogenannten Selbstsperren erfordern großen Mut und Ehrlichkeit von den betroffenen Spielern, die ihre Spielsucht als Problem anerkannt haben. Marc Etches, Geschäftsführer der Stiftung GambleAware zur Prävention von Spielsucht, zeigte sich besorgt, ob des schlechten Lichtes, in das der Vorfall Moses rücke:

„Wir hoffen inständig, dass dieser Zwischenfall niemanden davon abhält, sich sperren zu lassen. Laut einer Studie, die wir diesen März veröffentlich haben, stufen 83 % der Nutzer das Sperrsystem als effektiv ein.“

Auch Ruth Champion von der Gordon Moody Association, einem Behandlungszentrum für Spielsüchtige, ist mehr als enttäuscht über das Geschehene:

„Vertraulichkeit ist ein Schlüsselfaktor des Systems. Wenn sich jemand von einer Suchterkrankung erholen will, ist es eine tolle Möglichkeit, jegliche Versuchung zu eliminieren. Es ist eine Schande, dass jetzt so etwas passiert ist.“

Gambling Commission leitet Ermittlungen ein

Die britische Glücksspielaufsicht beschäftigt sich bereits mit dem Fall. Tim Miller, Geschäftsführer der Gambling Commission, wies darauf hin, dass von allen Marktteilnehmern die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen erwartet wird. Die britische Datenschutzbehörde ICO ist in Form des Datenschutzbeauftragten für die Überwachung und Einhaltung der geltenden Vorschriften verantwortlich. Das Vertrauen der Kunden dürfe nicht enttäuscht werden, so Miller:

„Die Kunden verlassen sich darauf, dass ihre personenbezogenen Daten sorgfältig erhoben und sachgemäß geschützt werden. Wir erwarten von Glücksspielanbietern die Einhaltung aller datenschutzrechtlichen Gesetze und Richtlinien, die vom Datenschutzbeauftragen durchzusetzen sind. In dem Fall, dass personenbezogene Daten veröffentlicht wurden, sind die Anbieter angehalten, alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen, um den Schaden so gering wie möglich zu halten.“

Auch bei Ladbrokes selbst nimmt man den Vorfall ernst und kündigte eine umfassende Untersuchung an. Im Zuge dessen sollen alle Niederlassungen angewiesen worden sein, ihre Verfahren zu kontrollieren und eine zuverlässige Datenentsorgung sicherzustellen.

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